Kai schläft schlecht, sein Arzt diagnostiziert eine Depression und verschreibt ihm eine Psychotherapie. Adil schläft schlecht, sein Arzt ist ratlos, denn ihm fehlen belastbare Erkenntnisse über die Therapie von Flüchtlingen. Das liegt daran, dass niemand die Gesundheitsdaten von Asylsuchenden systematisch erfasst. Das muss sich ändern.

Bei ihrer Ankunft werden Geflüchtete in einer Erstuntersuchung auf Infektionskrankheiten überprüft. Die Daten wertet das Robert-Koch-Institut aus und veröffentlicht sie. Das ist ein guter Anfang – reicht aber nicht. Weitere Untersuchungen, zum Beispiel auf HIV oder psychische Krankheiten, werden von den Ländern einzeln festgelegt und durchgeführt. Damit ist eine systematische und einheitliche Erfassung nicht möglich.

Deutschland hat somit eine riesige Datenlücke bei der Gesundheitsversorgung von Geflüchteten. Darunter leiden vor allem die Betroffenen, so auch Adil. Er flüchtete aus Syrien und wurde bei der Erstaufnahme zwar auf Tuberkulose getestet, nicht aber auf psychische Probleme. Seine Posttraumatische Belastungsstörung bleibt unentdeckt, Hilfe ist somit kaum möglich. Er wacht nachts auf, redet kaum mit anderen. Das erschwert auch die Integration – wer kann sich schon auf Stammtisch und Nachbarschaft konzentrieren, wenn man mit sich selbst zu kämpfen hat?

Damit verbauen wir uns auch die Chance, etwas zu lernen und in Zukunft besser zu machen. Learning by doing geht eben nur, wenn irgendjemand das Gelernte aufschreibt. Erst mit umfangreichen, einheitlich erhobenen Daten können wir professioneller reagieren, wenn wieder Menschen zu uns kommen, die mehr als nur einen Schnupfen haben.

Wir brauchen also eine Datenbank, in der nicht nur Infektionskrankheiten von Geflüchteten systematisch erfasst werden, sondern alle Krankheiten. Dazu müssen Ärzte und Krankenkassen den Aufenthaltsstatus in ihren Protokollen erfassen und speichern dürfen. Dies erfordert natürlich einen sensiblen Umgang mit den Daten. Aber erst, wenn diese erhoben werden, ist langfristige Hilfe und damit Integration möglich.

Zum Weiterlesen

Informationen des Robert-Koch-Instituts zu Asylsuchenden und Gesundheit mit vielen Fakten jetzt lesen

“Zu gesicherten Daten kommen”: Artikel des RKI über das Problem fehlender Daten bei Asylsuchenden jetzt lesen